Kreuzbandriss: Nicht immer ist eine OP notwendig
Viele Jahre galt die operative Versorgung einer Kreuzbandverletzung als alternativlos. Wir im Orthopädischen Versorgungszentrum im Helios plädieren jedoch für eine differenzierte Herangehensweise: Gerade, wenn das Ausmaß des Kreuzbandschadens zunächst unklar ist, macht es oft Sinn, erst einmal abzuwarten und auf eine konservative Behandlung zu setzen.
Kreuzbänder sind sehr reißfest und machen einen Großteil der Kniegelenkstabilität aus. Entsprechend „wackelig“ fühlen sich viele Patienten auf den Beinen, wenn das vordere Kreuzband, z.B. durch einen Sportunfall, gerissen ist. In diesem Fall lässt sich oft das Schienbein gegenüber dem Oberschenkel nach vorn verschieben. Außerdem hat der Betroffene Schmerzen, das Knie schwillt an, und es bildet sich oft ein Gelenkerguss. Für eine sichere Diagnose ist jedoch eine eingehende ärztliche Untersuchung notwendig. Vor allem muss geklärt werden, ob das Kreuzband teilweise oder vollständig gerissen ist – hiervon hängt nicht zuletzt die Entscheidung ab, ob gegebenenfalls auf einen operativen Eingriff verzichtet werden kann. Denn bei einem Kreuzband, das nur zum Teil eingerissen ist, stehen die Chancen gut, dass die Verletzung von selbst heilt, wenn sie konsequent konservativ behandelt wird.
Teilweise oder vollständig gerissen?
Um das genaue Ausmaß der Schädigung abzuschätzen, ist es oft notwendig, erst einmal abzuwarten, bis Schwellungen und Einblutungen im Verletzungsgebiet weitgehend abgeklungen und die Bandfasern wieder uneingeschränkt sichtbar sind. Deshalb empfehlen wir in einem unklaren Fall unseren Patienten meist, die Entscheidung für oder gegen eine OP noch nicht sofort zu treffen, sondern erst einmal den Befund der kernspintomografischen Kontrolluntersuchung einige Wochen nach der Erstuntersuchung abzuwarten.
Konservative Behandlung
Und welche Maßnahmen umfasst eine konservative Therapie? Zu Beginn der Behandlung geht es darum, mit schmerzlindernden Medikamenten und abschwellenden Maßnahmen wie Kälteanwendungen die Akutbeschwerden zu lindern. Außerdem muss die Patientin bzw. der Patient einige Wochen lang eine Orthese tragen, um das Kniegelenk zu schützen und zu stabilisieren. Wichtige Säulen der begleitenden Physiotherapie sind ein gezieltes Muskelaufbautraining sowie ein spezielles Koordinationstraining: Kräftige Muskeln stabilisieren das Kniegelenk zusätzlich. Zur Unterstützung des Heilungsprozesses bietet sich die PRP-Therapie an, eine Form der Eigenbluttherapie, bei der körpereigenes, in einem speziellen Herstellungsprozess aufbereitetes Plasma zur Anwendung kommt. Die in diesem Plasma enthaltenen Thrombozyten und zahlreichen Wachstumsfaktoren kurbeln u.a. die Reparaturvorgänge in Geweben an.
Wenn möglich: Kreuzbanderhaltende Operation
Ist das Kreuzband vollständig gerissen und die Instabilität stark ausgeprägt und/oder liegen zusätzlich Begleitverletzungen an anderen Gelenkstrukturen vor, ist die Kreuzbandersatzplastik in der Regel weiterhin die Methode der Wahl. Wir führen diesen Eingriff arthroskopisch durch.
In einigen Fällen bietet sich auch eine innere Schienung des verletzten Kreuzbands, etwa mithilfe von speziellen Tapes an, um so den Heilungsprozess zu fördern, ohne dass das gesamte Band ersetzt werden muss. Bislang gehört eine kreuzbanderhaltende Operation nicht zu den Standardeingriffen. Wir verfügen jedoch über die Expertise für diese technisch anspruchsvolle Vorgehensweise und bieten unseren Patientinnen und Patienten diese Möglichkeit bei entsprechender Indikation an.
Sie haben noch Fragen? Dann wenden Sie sich an uns! Die Knieexperten des Orthopädischen Versorgungszentrums im MVZ im Helios helfen Ihnen gern weiter.
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